Löffel schnitzen
Sprechen und Schreiben über Löffel
In diesem Radiobeitrag spreche ich mit Carolin Krahl und Tina Klatte von Radio Corax in Halle über das Schreiben im Radio, die Gestaltung der PS #6 und ich lese einen Löffeltext als Hör-Essay, ab etwa Minute 55:
ladling something voluminous and wet – aus SPON von Barn the Spoon
neue HobbiesEs ist eine intensive Erfahrung, wieder komplette Anfängerin zu sein. Das gibt schön Demut, und ein sehr klares Bild davon, wie ich mir selber Anleitungen und Lernmaterial wünsche.
Das Wichtigste dabei ist wieder einmal die Erfahrung, dass ich irgendwann vom theoretischen Lernen in’s Tun kommen muss.
Ich habe inzwischen gute Informationen, gutes Werkzeug, einen passabel ausgestatteten Raum. Jetzt muss ich meine Widerstände überwinden, aufstehen vom Computer und den ganz Videos und Anleitungen, rüber gehen in die Werkstatt und die Axt in die Hand nehmen. Das funktioniert vielleicht noch nicht gut, weil mein Axtblock zu niedrig ist und mein Holz schon zu trocken oder ich den völlig falschen Baum erwischt habe oder ich die richtigen Bewegungen einfach noch nicht eingeübt habe.
Aber wie soll ich sie denn lernen, wenn ich sie nicht übe?
Ich bin mir sicher – irgendwann, und meistens sehr viel früher als wir glauben, haben wir unsere Basis-Ausstattung beisammen und müssen es einfach ausprobieren.
Müssen peinliche erste Löffel mit Löchern drin schnitzen. Um dabei festzustellen, dass wir in diesem praktischen Prozess meist schon so viel lernen, dass es alles schon gar nicht mehr so peinlich ist.
Wir sind nicht „irgendwann so weit“. Wir sind bereits jetzt vollständig und müssen nicht erst repariert werden.
Wir sitzen meist auf Ressourcen, die wir kaum angekratzt haben.
Meine Schulter schmerzt von den ersten Schnitzversuchen, von einem Tag, den ich nur in der Werkstatt verbracht habe. Bin ich wohl nicht mehr gewohnt.
Beim Duschen dann Überlegungen, wie das wieder zu richten ist.
Dann der Gedanke von einem Freund von mir: Diese ganze Unversehrtheit des Körpers ist ein bürgerliches Ideal. Ein Bauer, eine Bäuerin hat ihren Körper einfach als Werkzeug eingesetzt und als der Körper fertig war, war fertig.
„Jeder Mensch muss sich verschleißen. Wenn man noch gut ist, wenn man stirbt, ist das Verschwendung. Man muss lebendig zu Asche verbrennen, nicht erst im Tod.“ – aus diesem FilmDann der Gedanke an Beuys, der lacht und sagt er müsse sich verschleißen, sonst wäre er ja am Ende noch gut, das wäre doch sinnlos.
Meine Löffel
das ist die dritte Schlange, die ich dieses Jahr sehe
diese Crazy Löffel, bei denen ich einfach freestyle dem Holz(rest) folge, sind auf eine Art einfacher, als wenn ich eine bestimmte Form schnitzen will, andererseits schwieriger, weil es immer Stückchen mit vielen Knötchen und Ästchen sind, an denen das Holz ausreißt
Babylöffel für A.L.S.
er hat zwar eine spektakuläre Rückenzeichnung, aber ich kam nicht gut mit den unterschiedlichen Verhalten der unterschiedlichen Schichten klar, deshalb schaut dieser Löffel so interessiert zur Seite und ist schlichtweg zu breit für meinen Mund geworden, was beim Essen weh tut; ich nutze ihn trotzdem weil ich ihn so schön finde aber es ist ein bisschen ein ähnliches Gefühl wie mit einem schönen BH, der zu eng sitzt, also wenn ich überhaupt BHs tragen würde?
das ist der fertige Löffel aus dem Prozess-Stückchen mit Pool, das Stückchen war so verrückt gebogen, dass der Löffel jetzt eine ganz seltsame Drehung macht;
dabei wird mir klarer, dass ich mit diesen Scans immer einen großen Teil des Löffels für mich behalte, denn zwei Ansichten reichen bei einem dreidimensionalen Objekt nicht aus, um ihn begreifen zu können, und einen Löffel versteht man so richtig eh erst im Mund
Kastanie, gestockt; einen Löffel zu schenken ist natürlich eine Metapher dafür, dass die Beschenkte nicht immer nur andere füttern soll
Birke, und sehr gut geeignet zum Kochen von Brei
ein Löffelchen aus einem Reststück Kastanie, noch sehr im Prozess aber ich habe mich so gefreut über diesen dunklen Holzpool in der werdenden Kuhle
der Kirschlöffel, also der untere, ist perfekt geeignet, um Eiskrem zu essen, in sehr kleinen Häppchen, der Kastanienlöffel, der obere also, ist versehentlich so dünn geworden, dass das Licht an manchen Stellen hindurch scheint
Sauerkirsche
Esche (sagt Isi)
es ist erster Löffel des Jahres, vom Auwald-Spaziergang mit Ka, ein kurzer dicker Löffel mit Astloch mittendrin und schön bewegtem Stiel, es wird unser Honiglöffel oder ein Reiselöffel
allererste Versuche