Ideen für Straßennamen

Ich wünsche mir, dass Straßen einfach gar nicht mehr nach Menschen benannt würden. Die Benennung einer Straße nach einer Person ist ein sehr langes, sehr öffentliches und sehr eindimensionales Zelebrieren dieser Person. Menschen sind aber komplexer als eine solche Würdigung, also werden sie und ihre Bedeutung zwangsläufig vereinfacht und dabei oft von politischen und/oder ideologischen Zielen vereinnahmt. Wenn sich dann (was in vielen Fällen wünschenswert ist) die gängigen Haltungen ändern, hat man jedes Mal viel Diskussionsbedarf – was genau würdigen wir hier und zu wie viel Prozent muss eine Person „gut“ gewesen sein und was für eine Rolle spielt dabei der historische Kontext? – und dann meist Aufräumarbeit.

Wie wäre es stattdessen gleich ganz andere Straßennahmen zu verwenden? Die Wesen und Dinge und Umstände würdigen, denen wir wirklich und mit kompletter Sicherheit zeitlos dankbar sein können? Zum Beispiel: Naturphänomene! Tiere! Pflanzen! Farben! Fabelwesen! Alltagsgegenstände! Steine! Berge! Flüsse! Lebensphasen! Himmelskörper! und so weiter.

Dagegen könnte man argumentieren, dass diese Diskussionen über bestehende Straßennamen sinnvoll sein können, weil sie Menschen zum Nachdenken anregen, zum Beispiel über die wenig reflektierte kolonialistische Geschichte Deutschlands. Ja! Da bin ich sehr dabei.

Gleichzeitig bleibe ich bei meinem Wunsch für die Zukunft, mehr Baumarten zu würdigen als menschliche Individuen zu überhöhen. Allein diese Praxis würde vermutlich schon dazu führen, dass einige Diskussionen anders geführt werden – nämlich so, dass keine der beteiligten Parteien von sich glaubt, sie wäre besser als die anderen.