Niemals fertig

Wenn wir an der Welt und ihrer Verbesserung arbeiten, wenn wir versuchen, ihre Seele zu retten, wenn wir Kunst machen, gilt: Diese Arbeit ist endlos. Wir werden damit nicht fertig werden. Und ich lerne, dass das kein Grund ist, sie nicht anzufangen oder sie schleifen zu lassen.

Wie Bear Hébert in diesem Podcast-Interview lose zitierte, und wie es hier bei adrienne maree brown als Licht am Ende des Tunnels aufleuchtet:

Die ursprüngliche Version dieses Satzes kommt aus einem anderen Kontext und lautet in etwa „Du bist zwar nicht verpflichtet, die Arbeit zu vollenden; aber es steht dir auch nicht frei, sie zu unterbrechen.“, sie stammt von Rabbi Tarphon und ist aus dem 2.000 Jahre alten jüdischen Text Sprüche der Väter (Pirke Avot), 2:21

This work is not mine to complete, but it is also not mine to abandon.

Ich verankere außerdem den Gedanken von Kali, dass auch ich in jede Richtung kleine Wellen auslöse, mit meiner Entscheidung, so zu leben, wie ich wirklich bin, als die Person, die ich wirklich bin. All of your ancestors that were somehow struggling with their own gender definition will be touched by this, will be breathing more easily. Darin ja auch der Gedanke, dass ich selber nicht alles lösen muss in diesem Leben, dass es Menschen nach mir gibt und geben wird, egal ob aus meinem Fleisch und Blut oder einfach aus ähnlichen Stoffen gewebt, die weitere Schritte gehen, weitere Aufgaben übernehmen, die auch Ausläufer von meinen Wellen erreichen.

Das schreibt Alexander Kluge in seinem Buch ZIRKUS/KOMMENTAR über seinen Film „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“

Ratlos ist kein negatives Attribut. Ratlosigkeit ist ein Zustand, der Suchbegriffe in Gang setzt. Besser ratlos als tatenlos. Das Wort ratlos zeigt, dass eine ernste Frage gibt, die ungelöst ist. … Ratlos sein = Weiterfragen.

So paraphrasierte Augusta Laar auf einer Lesung Octavio Paz.Auch ein Gedicht ist niemals fertig, ein Text enthält immer schon den nächsten.

Und die Gefühle gehen uns ja auch nicht aus:

Das ist eine Notiz von John Coltrane, die über Annika Hansteen-Izora zu mir kam

There is never any end. There are always new sounds to imagine; new feelings to get at.

The world may end. You’re right. But that’s not a reason to be scared. None of us know what will happen. Don’t spend time worrying about it. Make the most beautiful thing you can. Try to do that every day. That’s it.” – Laurie Anderson (von hier via hier)Jeden Tag das schönste Ding erschaffen, das ich erschaffen kann. Von hier aus weiter.

Und die Frage, die sich daraus ergeben kann, wenn ich akzeptiere, dass meine Aufgaben endlos sind: Wie fühlt sich das an, wenn ich nicht überall Aufgaben sehe?

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