Patriarchat

Patriarchat ist ein Begriff, der schwierig ist, ganz genau festzupinnen. Hier die Definition, die ich verwende:

Das Patriarchat ist unser aktuell gängiges Gesellschaftsmodell, in dem fast alle Menschen auf dieser Welt leben. In diesem System liegt ein Großteil der (politischen, finanziellen, kulturellen …) Macht in der Hand von Cis-Männern. Diese Dominanz führt zu einem System, das alle anderen Menschen unterordnet, benachteiligt und / oder unterdrückt. Diese systematische Unterdrückung wiederum ermöglicht und stärkt die ungleiche Machtverteilung.

(Es ist) ein maßgeblicher Vorteil, dass der Begriff „Patriarchat“ auf den systemischen und systematischen Charakter von geschlechtsbasierter Diskriminierung und Unterdrückung hinweist. Argumente, welche auf die Partikularität bzw. die individuelle Freiheit dieser Verhältnisse abzielen – paradigmatisch zum Ausdruck gebracht wird dies etwa durch Sätze wie „ich habe nichts gegen Frauen, ich diskriminiere Frauen ja nicht“, oder „also meine Freundin fühlt sich nicht unterdrückt“ – verkennen die systemischen Zwänge und Bedingungen, unter denen jede Person, welche in diesem System lebt, steht, unabhängig davon, ob sie diese anerkennt oder sich dieser bewusst ist.“ – Tobias Müller in „Patriarchat“ im 21. Jahrhundert: Die analytische und politische Aktualität eines feministischen Kampfbegriffs (PDF) Diese Ungleichheit ist somit kein individuelles Thema, sondern ein strukturelles. Nur weil ein einzelner Mann in einem bestimmten Kontext mehr Leid erlebt als eine einzelne Frau, oder weil ein einzelner Mann gleichberechtigt mit den Frauen in seinem Umfeld umgeht, bedeutet das nicht, dass diese systematische Ungleichheit nicht existiert.

Unter diesem System und seinen engen Verflechtungen mit anderen ausbeuterischen Systemen leiden meiner Ansicht nach alle Menschen. Das gilt auch für Cis-Männer.

Diese Systeme unterstützen das Patriarchat:

Binäre Geschlechtervorstellungen: Dieses System erlaubt nur zwei, sich gegenseitig ausschließende Geschlechter (Mann und Frau). In einer binären Vorstellung kann eine Person nur entweder das eine oder das andere sein, und es gibt keinen Raum für etwas außerhalb dieser engen Grenzen.

Misogynie, Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Antifeminismus: Die Überzeugung, dass Weiblichkeit minderwertig ist, zeigt sich zum Beispiel sehr heftig in Gewalt gegen Menschen, die weiblich gelesen werden (also auch gegen feminine Männer) und der sogenannten „Rape Culture“ beschreibt die Elemente unserer Gesellschaft, die dazu beitragen, dass nach wie vor Vergewaltigungen stattfinden. Dazu gehören unter anderem schiefe rechtliche Grundlagen, Mainstream-Pornos und viele Arten von Alltagssexismus. Hier findest du eine ausführliche Liste von Beispielen für Rape Culture.Vergewaltigungskultur. Sichtbar ist diese Überzeugung auch in der schlechteren Bezahlung von Menschen, die als Frauen wahrgenommen werden, und der Geringschätzung von „typisch weiblichen“ Berufen. Noch subtiler und häufiger ist sie in alltäglichen Witzen und Sprüchen, die Geringschätzung von Weiblichkeit ausdrücken und eine (Selbst-)verachtung von Frauen und weiblichen Körpern befeuern.

Heterosexismus: Diese Vorstellung entsteht aus binären Geschlechtervorstellungen und behauptet, dass nur sexuelle Verbindungen zwischen „Mann“ und „Frau“ normal und gültig seien. Das trifft auf jede Institution und Einzelperson zu, die Menschen ausschließt oder unsichtbar macht, die homosexuell, intersexuell, transgender, queer, agender, nicht-binär oder schlichtweg noch nicht sicher sind bezüglich ihres Geschlechts. Heterosexismus befördert und ermöglicht Homophobie, Biphobie und Transphobie.

Weiße Vorherrschaft (White Supremacy): Das ist das uralte System der angeblichen Überlegenheit von weißen Menschen, bestehend aus innerer und äußerer Ausbeutung und Unterdrückung von nicht-weißen Menschen und Staaten mit dem Ziel, Reichtum, Macht und Privilegien für weiße Menschen zu erhalten.

Und natürlich der Kapitalismus.

Anders gesagt:

„Das Patriarchat ist eine gewalttätige, tyrannische, aber kaum sichtbare soziale Ordnung, die auf dem unterdrückenden Denkmuster von Klasse und Status aufbaut, der Dominanz und Unterwerfung fetischisiert. Die Vorteile des Patriarchats sind in Übereinstimmung mit einer starren Hierarchie von reichen, weißen Männern an der Spitze und am Boden arme, nicht-weiße Frauen.“ – Twisty Faster

Positiv gesagt: Das Patriarchat ist nicht etwas „natürliches“, sondern anerzogen und konstruiert. Das bedeutet: Wir können es auch wieder dekonstruieren.