nicht alle Eltern haben lebende Kinder

Elizabeth McCracken in An exact replica of a figment of my imagination

For the rest of my life, I think, plurals will confuse me. How many children do I have? How many are there of me?

Wie lange muss ein Kind gelebt haben, damit diejenigen, die es zeugten, sich Eltern nennen dürfen?

Wer ist geizig mit diesem Begriff?

Hier spreche ich davon, dass es in den meisten Narrativen einfach nur Menschen mit oder Menschen ohne Kinder gibt, und dass wir so tun, als wäre beides immer genau so gewollt:

„Diese angeblich harte Grenze ist so viel fransiger im echten Leben und das ist auch etwas, was ich mit dem Buch zeigen möchte. Es gibt so viele Geschichten und so viele Grauzonen dazwischen.

Ja, manche Menschen haben Kinder in ihrem Leben und manche nicht. Aber was ist mit all den Geschichten, die weniger sichtbar sind oder ausradiert werden? Die Menschen, die Kinder hatten, die aber gestorben sind. Kinder, die ganz kurz nach der Geburt gestorben sind oder noch in der Schwangerschaft. Menschen, denen es körperlich nicht möglich ist, eigene Kinder zu bekommen. Menschen, die abgetrieben haben. Menschen, denen es gesellschaftlich, rechtlich oder finanziell schwer oder unmöglich gemacht wird, eigene Kinder zu bekommen.

Es gibt eine riesige Bandbreite von Schicksalen und Personen, über die wir nur ganz selten sprechen, wenn es um Familienbilder geht – obwohl wir oft genau wissen, dass das nicht der Realität entspricht, gehen wir in Gesprächen um Elternschaft meist unbewusst immer noch von einem weißen Cis-Mann und einer weißen Cis-Frau aus, die keinerlei körperliche Einschränkungen haben, ausreichend Geld und bei denen es ziemlich schnell klappt.“


siehe auch Binarität zwischen Eltern und Nicht-Eltern auflösen