GEDICHT vor dem fenster
wächst der feenring
er ist ein beweis dafür
dass es pilze gibt
dass es feen gibt
dass es ringe gibt
dass es pflanzen gibt
dass es mich gibt
dass es dich gibt
dass wir uns lieben
dass ich nicht lüge
dass dinge über nacht entstehen
dass ein halbkreis auch ein kreis ist
dass es keine polizei braucht
dass ein foto auch ein wort ist
dass es keine beweise braucht
dass es leicht ist
sich zu sehen und
sich zu verstehen oder
leicht sein kann

 

BERICHTIch lerne: apocalypse is an uncovering, it is the grand reveal.

Ich halte so ein leichtes Bündelchen,
schnaufend.

Ich spüre the deliciousness of the cool wind on my legs while lying in a suddenly hot sun, feeling these temperature differences at the same time. Und das Bedürfnis nach Umarmungen.

Ich übe kurz einfach mal Zeit haben.

Ich habe so viele Krüge, dass ich nicht weiß, wofür ich sie verwenden soll.

Ich höre das Freundi, das sich so leise bewegt wie eine weiche Babyhaarbürste.

Das Freundi sieht, wie ein Mensch auf dem Flohmarkt eine einzelne Ameise aufhebt und ins Grün trägt.

Das Freundi erzählt am See über seine Recherche für die Hausarbeit über Penispumpen, und alle um uns spitzen die Ohren.

Ich schwimme alleine, schnurgerade raus schmetternd, in der Mitte lasse ich mich treiben und dann kraule ich zurück, ohne Schwimmbrille, also dem See vertrauend, in das Dunkle hinein schwimmend, die Sonne rechts hinter den geschlossenen Lidern, das Dunkle unten, die Mitte links, und geradeaus am Ufer sitzt das Freundi.

 

EXPERIMENTEEXPERIMENT: ZINE ÜBER KI
Ich habe das Büchlein über meine Experimente mit KI fertig gestellt! Es heißt: Wer reitet dieses Pferd / Wer ist das Pferd. Dieses Zine enthält Notizen, Fragen und Zeichnungen zu meinen Experimenten mit Claude und ChatGPT, und einen Comic dazu. Es ist mehr ein fragmentarischer Gedicht/Essayband als ein Ratgeber.

Hier findest du eine kurze Einführung dazu, und kannst dir das Zine direkt als PDF runterladen.

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Ich schreibe in dem Zine: Mit KI arbeiten ist eine Übung darin, etwas von einem (vermeintlichen) Gegenüber zu wollen, zu verlangen, klar und ehrlich zu sein in dem, was man braucht. Mit der Gefahr, dass wir damit nur das bekommen, was wir wollen.

Auch sonst habe ich in dem Zine vor allem Widersprüche und Fragen zu diesem Thema gesammelt – aber ich hatte auch extrem viel Spaß beim Erstellen, so ist unter anderem der Comic entstanden, über einen Holzcomputer und eine Horde barbusiger Reiterinnen, die ihn attackieren.

Tiefer in den tatsächlichen Umgang mit KI für (literarisches) Schreiben werde ich im September gehen, beim KI-Schreibworkshop in unserer Schreibwoche

Da stelle ich im Detail die Experimente vor, die ich mir im Laufe der letzten sieben Monate ausgedacht, und die teils sehr weirden Ergebnisse und Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe. Ich zeige auch die Einstellungen, die ich inzwischen nutze beim Arbeiten mit KI, mit denen ich immer wieder tatsächlich interessante Antworten generieren kann (was beim Schreiben mit KI gar nicht so einfach ist) und die mich davor schützen, von dem Ding verschluckt zu werden. Komm gerne dazu, das wird eine spannende Runde!

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EXPERIMENT: KONTROLLE HABEN DÜRFEN AN MANCHEN STELLEN
Ich glaube, ich bin zurzeit am Austarieren der ganzen Gruppen- und Familienerlebnisse der letzten Zeit, all dieser Außenbewegungen, die auch in mir etwas verschieben, innerhalb derer ich neue Rollen oder sogar Identitäten entwickle oder entwickeln muss, und ich gleiche sie aus mit Projekten, die ich alleine fertigstellen kann, für die ich mit fast niemandem interagiere und auf niemanden warte. Wie zum Beispiel dem Zine über das Schreiben mit KI.

Und mit Zeit alleine, oder zumindest mit einer Sehnsucht nach Zeit alleine.

Und wenn ich dann alleine bin, denke ich an die anderen. So sind wir nested ineinander.

EXPERIMENT: GESPRÄCHSENDEN FINDEN

Mehrfach habe ich mich in letzter Zeit gefragt: Wie ein Gespräch gut beenden? Wie übergehen in das, was nach dem Gespräch kommt?

Mit einer geteilten Pause, eine Weile still unter den Bäumen und den Krähen liegen. Mit einer Umarmung, und noch einer. Mit einem Wunsch. Mit zweisekündigen Sprachis. Mit Feedback. Mit Stille, aber geteilter Stille.

(Das taucht auch in dem Zine auf, denn die KIs sind so trainiert, dass ein Gespräch nicht enden soll, und es ist selten, dass ein Austausch mit ihnen einen guten, befriedigenden Abschluss findet.)

 

VERFLECHTUNGENBeim Schreibtag schreibt Guía Carmona: Was ich schon weiß: es gibt keine Antworten, es gibt nur Briefe. Was sich wie ein Dialog mit meinem Brief von vorletzter Woche anfühlt (gib keine antworten / gib fragen).

Und sie schreibt: Bevor ich mit dem Buch anfange, muss ich ein Gedicht schreiben.

Und Jo Koppe verweist ebenfalls beim Schreibtag auf Alexandra Blakely, die schreibt: Hold close those who celebrate your solitude, was sich wie ein Dialog mit meinem Brief von letzter Woche anfühlt (Ich übe, anderen ihr Alleinsein zu gönnen.)

Und dieses Gedicht von Ilse Aichinger lag die letzte Woche über auf meinem Schreibtisch, und war mit vielen meiner Gedanken im Dialog:

Hör gut hin, Kleiner,
es gibt Weißblech, sagen sie,
es gibt die Welt,
prüfe, ob sie nicht lügen.

(Und so sieht ein Feenring aus.)