GEDICHTwhen i don’t know
what i feel i perform
softness and in this
there is also presence
i perform connection
and it forms connection
our job is not to give answers
this has been my mistake
our job is to give questions
to help everybody stay wondering
keep it in the wondering
do not give answers
give questions
they don’t even have to be
good questions
even though
good questions exist
for example
are you smiling enough these days
is a good question
↓ ↑
↓ ↑
↓ ↑
wenn ich nicht weiß
was ich fühle zeige ich
weichheit und darin
liegt auch präsenz
ich performe verbindung
und es verbindet
unsere aufgabe ist es nicht
antworten zu geben
das hatte ich falsch verstanden
unsere aufgabe ist es
fragen zu geben
allen zu helfen im wundern zu bleiben
bewahre alles im wundern auf
gib keine antworten
gib fragen
es müssen nicht mal
gute fragen sein
obwohl
es gute fragen gibt
zum beispiel
lächelst du dieser tage genug
ist eine gute frage
↓ ↑
↓ ↑
↓ ↑
Ich weiß nicht, was ich fühle.
Ich bin sanft.
Das ist auch stark.
Das zeigt, dass ich da bin.
Ich tue so, als ob ich mich verbinde.
Das verbindet uns.
Wir sollen keine Antworten geben.
Das habe ich falsch gedacht.
Wir sollen Fragen stellen.
Wir sollen allen helfen, sich zu wundern.
Behalte alles, was dich wundert.
Gib keine Antworten.
Gib Fragen.
Die Fragen müssen nicht gut sein.
Es gibt aber gute Fragen.
Zum Beispiel: Lächelst du genug?
Das ist eine gute Frage.
BERICHTAuf dem Rückweg durch die warmen, leeren Freitagabendstraßen watschelte eine Kröte über die Straße, unweit der Stelle, an der ich letztes Jahr in den Igel gefahren war, und ich hielt eine Weile an, um die Kröte vor potenziellem Verkehr zu schützen, der aber nicht kam.
Draußen im Dunkeln geht einer und singt ein seltsames Liebeslied, grölt es fast und es hat doch eine Art von Zärtlichkeit.
Ein paar Tage zuvor stehen zwei Buben vor meinem Küchenfenster und spielen einen Lamborghini-Kauf, sehr detailliert, sehr abgeklärt, Haben Sie die Innenausstattung von diesem Schmuckstück gesehen? Wie lange ist die Lieferzeit? Aha, drei Wochen, ja, das würde reichen … Auf einmal schreit der eine, Waaaaaah, schreit er, Wasistwasist?!? schreit der andere und beide rennen sie weg, weil sich auf den einen eine Spinne aus dem Baum abgesetzt hat. Nach dem Schreck kommen sie zurück und planen eine Flugreise: Soll ich den goldenen Anzug nehmen oder den silbernen – den von Louis Vuitton, und nimm deine Kreditkarte mit, dann kannst du Geld umtauschen. Der mit der Spinne trägt die ganze Zeit seinen Fahrradhelm.
Gestern waren sie dann im Immobiliengeschäft tätig. Also ich habe ja schon eine Wohnung, aber …
Ich habe meine Erzählung in meiner Schreibwoche nicht fertig geschrieben, aber der Fertigschreibimpuls hat mich so gut in einen Machen-Modus geschoben, dass ich mehrere Kapitel weiter bin. Ich schrieb einfach runter, stellte nichts inhaltlich in Frage, folgte meinem Plan und füllte die Lücken. Das war ungewohnt und schön und machte mich notiermüde. Ich kam voran, aber musste es nicht beleuchten. Und ich spürte sehr genau, wann ich fertig war für den Tag, ich merke inzwischen immer deutlicher, wenn ich keine Lust mehr habe - ich lasse mich selber immer weniger von mir zwingen.
Das Modos Dever Abschlussfest war schön und lang, sehr lang, und liebevoll und berührend, es passte zu diesem Ort, es war nochmal etwas Neues dabei und wir flochten das Vergangene mit ein, es war die Feier, die uns möglich war und die, die wir brauchten.
Es ist gut, etwas mit einem Spiel abzuschließen. Wie viel man bei einem Spiel lacht, wie einfach alle lachten. Wie gut das tut. Viel Spaß beim SPIELEN, sagte die Person, die aussah wie eine Gewitterwolke, beim Rausgehen bitter. Und genau deshalb, genau deshalb müssen wir spielen, und wir haben im Spiel alle gemeinsam gegen das finale Moldy Committee™ verloren, wir konnten den Kunstraum nicht retten, aber hatten sehr viel Spaß auf dem Weg dorthin, und auch das ist eine Teilverarbeitung der Realität und bildet sie doch ganz gut ab.
Es ist gut, etwas mit einer Lesung abzuschließen, mit einer Geschichte, mit einem Raum voller Menschen, die eine Weile lang einfach zuhören und in ihrem Kopf Bilder verfolgen und ab und an lachen, das liebe ich am meisten, wenn sie auch lachen. Nach der Lesung kam ein etwa zehnjäriges Kind zu mir und sagte: Das war eine richtig tolle Geschichte! Und ich habe mich so sehr gefreut.
Es gab Unmengen von unterschiedlichen Reissalaten, denn wir kochten den Vorratsschrank leer. Es gab Butterbrottütenblüten, denn wir hatten bis in die Nacht gemalt und geschnitten und geklebt. Es gab wieder, selbst bei dieser allerletzten Veranstaltung, Menschen, die zum ersten Mal dort waren, es ergaben sich daraus direkt wieder neue Verknüpfungen, das bleibt der Zauber dieses Ortes.
Es gab Fragenposter an den Wänden, Blätter, auf die wir Fragen geschrieben hatten, auf die alle ihre Antworten schreiben oder zeichnen konnten, als Betätigungs- und Reflexionsmoment während des Fests, und als vielstimmiges gemeinsames Vorlesen zum Abschluss, oder Höhepunkt, oder was auch immer dieser Kreis war.
Und dann haben wir getanzt.
EXPERIMENTEÜBERSETZUNGEN
Ein laufendes Alltagsexperiment zurzeit, es sind meistens mehr als zwei Sprachen im Raum, es braucht meistens eine Übersetzung, sie darf falsch sein, sie darf schön sein.
Die drei Versionen des Gedichts oben (Englisch, Deutsch Standard, Deutsch Leichte Sprache) schwimmen im Kreis, wie brave Schwimmis im Hallenbad.
MEINE ERZÄHLUNG
Experiment: Ich will in Zwei- oder Dreitagesschüben weiter schreiben, weiter machen, im Machen bleiben. Nicht mehr eine ganze Woche blocken. Kleinen Schwung generieren und machen, machen, machen. Ich habe lange genug an diesem Text gezweifelt.
Dann Experiment: Ein Zuhause finden für den Text. Aber das ist noch nicht ganz dran.
Erstmal bleibt das Experiment: Die volle Freiheit auskosten, die ich mir aufgebaut habe, die ich mir NEHME, die ich verteidigt habe, die mir geblieben ist; dass ich nichts und niemandem gefallen muss, dass ich schreiben kann, was und wie ich will, dass es auf keine Zahl von Leser:innen oder Followers ankommt, ich habe Narrenfreiheit und das Blödeste wäre, sie nicht zu nutzen.
(Vermutlich dazwischen auch das Experiment: Text deutlich kürzen.) (Oder ist genau das gerade dran, dass ich auch mal eine große Geste mache? Wessen Langeweile, wessen Aufmerksamkeitsspanne, ist denn ausschlaggebend für meine Textlänge?)
MODOS DEVER / STADTTEILARBEIT
Experiment: Großzügige Pause. Großzügiges Verarbeiten und Kraft sammeln. Nachwirken lassen.
Weiter die Ohren offen halten nach bezahlbaren Räumen im Leipziger Norden. Weiter die Verbindungen halten mit den anderen. Weiter die Strukturen reifen lassen.
DIE NEUE WEBSITE VON DER BACH & MIR
Experiment: Demnächst online gehen.
KÖRPER
Experiment: Eine Taiji Form lernen.
VERFLECHTUNGENDas „stay wondering“ aus dem Gedicht oben kommt aus diesem Video: I think that is the beauty of queerness, it’s like here is your answer, it’s a non-answer, go fuck yourself and stay wondering.
Und hier ist noch eine gute Frage, von Kris: What is making you most generous with your love?