GEDICHT jetzt kommt eine klangschale in einem gedicht von mir vor
aber ich habe sie an dem abend angeschlagen
an dem etwas kostbares abrupt zu ende gegangen ist
und es war der stimmigste klang den ich mir hätte vorstellen können
ich habe so lange hin gehört bis auch die letzte vibration
sich in stille aufgelöst hatte
wie man das tut mit klangschalen aber eine auflösung
landet anders wenn etwas anderes aufgelöst wurde
wenn ein du schweigend zur tür ist und durch sie hindurch
ich muss mich selber ausstatten so hemmungslos gut ausstatten
dass alles möglich wird was für mich möglich ist
und einen mordshunger habe ich heute
ich hätte gar nicht ausgehen können
ich hätte ja allen die haare vom kopf gegessen
ich zeige selber auf dinge ich berühre sie ich versehe sie mit einem jetzt
ich sehe im wald die besonders schönen blätter
und lasse sie auf dem boden liegen
ich spüre deutlich den wunsch sie mitzunehmen
aber ich kann nicht alles schöne haben
was vielleicht richtig ist aber ein paar blätter darf ich dennoch haben
und es gehört dazu dass ich die klangschale
gleich wieder anschlagen werde
dass ein neuer klang entsteht dass es weiter geht
das ist das schönste und das schlimmste

 

BERICHTUnd die Wepsert-Redaktionssitzung beginnen sie immer noch wie wir damals, vor fast zehn Jahren, mit einem Heart-Check-in, du teilst einen Eindruck von dir und danach sagen alle in der Runde: Ich habe dich gehört. Wie rührend ist das, wie schön. Sachen enden und enden nicht.

Und ich bin so liebevoll von meinen Freundis gehalten worden.

Und meine Baby-Nichte hat in meinen Armen das erste Mal gekichert.

Und ich habe ein Video einer Alpaka-Geburt gesehen, und habe gesehen, wie sich die gebärende Stute mit dem Kopf immer wieder zu ihrem eigenen Hinterteil drehte, aus dem bereits eine Schnauze und zwei lange dünne Beinchen heraus hingen, wie unbeteiligt neugierig sie dabei aussah, wie die anderen Alpakas das heraushängende Baby mit der Nase stupsten.

Und auf einer Reklame für Lavendelöl gegen Kleidermotten habe ich gelesen: sleep tight, no worries moths.

 

EXPERIMENTE & EINLADUNGEN EXPERIMENT WIEDER WEBSITES ERSTELLEN
Ich fange ganz, ganz langsam, nach mehreren Jahren Pause, wieder an, für andere Menschen Websites zu erstellen. Noch ohne offizielles Angebot dazu und vor allem dann, wenn mich ein Thema oder eine Person lockt; mal schauen, wo es damit hin geht. Ich mag sehr gern, wie sich das gerade fließend entwickeln darf. (Daher auch die Alpakas, diese Seite habe ich nämlich gestern gebaut.) (Soll auch heißen: melde dich gern, wenn du eine Website erstellt bekommen möchtest.)

MEHR EINLADUNG ALS EXPERIMENT
Ich freue mich sehr auf die (immer wieder neue) Gemeinschaft beim Schreibtag am kommenden Montag und in der November-Schreibwoche. Immer wieder fasziniert mich die offene Ernsthaftigkeit, mit der wir uns in diesen Räumen begegnen, und die Leichtigkeit darin. Immer wieder bin ich berührt von Texten, von Ideen, von den Prozessen, die Teilnehmende durcharbeiten und teilen, und wie viel wir alle voneinander lernen können.

Es gibt sowohl nächste Woche als auch im November noch Plätze, und wir (also Kathrin und ich aber auch alle anderen) werden dich liebevoll und freudig aufnehmen, falls du teilnehmen und mit uns schreiben und nicht-schreiben möchtest.

 

FABRIK (Ein neu entstandener Schnipsel aus meinem Text mit dem Arbeitstitel „Die Fabrik“)Ali macht halt ihr Ding sie interessiert sich nicht für Konsequenzen und trägt auch keine wirkliche Verantwortung das ist aber auch einfach Ali ich kenne sie ja genau so ich wusste ja schon vorher worauf ich mich hier einlasse und Ali ist halt manchmal wie ein Kind oder wie eine Nacktschnecke vielleicht sie gleitet völlig unbeschadet und unbeeindruckt durch alles hindurch, sagt Jott am Telefon.

Naja wie soll ich mit Ali darüber reden sie arbeitet nicht wirklich mit der Realität, sagt Jott und Jona atmet hörbar ein.

 

VERFLECHTUNGEN

Zwei Zeilen begleiten mich dieser Tage, beide aus Adrienne Richs Gedicht Splittings:

I choose to love this time for once
with all my intelligence.

und

I believe I am choosing something now
not to suffer uselessly yet still to feel