GEDICHTwas ich verstehe: schildkröten
was ich nicht verstehe: schildkröten
ich wachse und
die magnolie wächst
und der unmut wächst
und das verstehe ich
alles so gut wie
ich es nicht verstehe
aber ich verstehe
eigentlich alle gefühle
ich erinnere mich
an die momente
in denen ich mich bewegte
und weniger an die
in denen ich bewegt wurde
ich erinnere mich nicht
an meine geburt
ich erinnere mich
an meine fehlgeburt
ich schlafe gern alleine
ich weine gern alleine
die tränen für die ich gestern
meine hand hob
waren winzig oder fast unsichtbar
und dennoch tränen
wie des freundis
rinnende bäche
und trotzdem anders
ab wann
gilt eine träne als träne
wie weit muss sie dafür
das auge verlassen haben
eine sintflut
ist ein übergang
eine katastrophe
die keine sein muss
es gab zeiten
da baute man eine arche
bewahrte manches
aber nicht alles
es gibt orte
die auen sind
die große mengen wasser
aufnehmen und
verarbeiten können
und manches bleibt
aber nicht alles
the secret goes something like this
i can’t collapse
it’s not that i want to collapse
but it’s also that
i couldn’t if i wanted to
there’s always something
holding me together
a string with a knot i can’t untie
and the tension goes something like this
i want this string
and
i want the string to go away
(do animals collapse?)
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BERICHTich musste vor einer weile nochmal schlafen nach dem aufwachen, weil ich so kopfschmerzen hatte. neu aufgewacht packte ich meine sachen und schob das rad zum wackelturm, auf dem ich im blauen himmel stand und die weite anschaute, in jede richtung.
im runtergehen bemerkte ich, wie das ist, wenn man wirklich eine spirale läuft, die treppen um den turm und den kreiselnden weg rund um den hügel darunter: jeder abschnitt sieht völlig anders aus. und dann kommt man irgendwann wieder zum vertrauten abschnitt, und er ist gleich und doch auch völlig anders.
etwas später habe ich eine zimtschnecke gegessen, ein gebäck in spiralenform.
irgendwas ist anders in der luft, die jahreszeit hat gewechselt, die welt ist anders, jetzt ist etwas dran und ich bin mittendrin; und vielleicht ist es das, was ich brauche: das wissen darum, dass ich mittendrin bin, dass alle an bord sind, die wir brauchen to face the ocean; meine haut wird dünner und papierner aber sie ist noch da, ich habe meine jacke gefunden und sie müffelt nicht mehr, ich bin vorbereitet, ich kann die sterne ein bisschen lesen, meine messerchen sind geschärft und ich weiß, wie ich sie wieder scharf bekomme, ich war hier doch schon mal, ich kenne das, ich habe schon mal einen tag begonnen, ich habe schon mal jemanden begleitet, ich habe schon geliebt und wurde schon geliebt, und ich kann schwimmen, ich kann wirklich inzwischen schwimmen.
ich versuche, auf dem morgengang die schwere deutlicher zu greifen, die ich in mir ahne, ihr raum zu geben, trotz und gerade mit und in all dem grün, all dem leuchten, den neuen blättern, den alten strukturen, den fedrigen spinnern, den einjährigen und den vieljährigen.
ich versuche, den morgengang frei zu halten von aufgaben. ihn genauso so trödelig gedankenlos kreiselnd zu halten, wie er sein will, keine meditation daraus machen müssen, kein waldbaden, ihn nicht zu gestalten, mir nicht fragen auf den weg mitzunehmen, nichts lösen müssen, nichts arbeiten müssen.
im sommer werde ich vielleicht eine nichtschreibwoche machen, eine nicht festgehaltene woche. eine, in der ich kein wort notiere, sondern für jede regung in mir einen anderen ausdruck finde, eine bewegung, ein gespräch, einen strauß, eine zeichnung, eine melodie.
(und ich versuche, hier veränderungen einzuflechten, hier mehr zu kompostieren, ohne viel darüber zu reden. du siehst es ja.)
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VERFLECHTUNGENströme und schnürliregen, die mit in das gedichtige von oben einflossen:
die bach brachte ein schreibexperiment zu dem mini-poetisch einer telko, bei dem wir sortierten, was wir verstehen und was wir nicht verstehen. dabei fiel mir auf, wie viel bei mir in beiden bereichen gleichzeitig ist, wie wenig ich überhaupt begreife, was verstehen eigentlich sein soll, wie viel von dem, was ich verstehe, körperlich ist, ich verstehe mein warmes inneres, aber verstehe es eben auch gar nicht. ich höre seine signale, das ja, und ich habe gelernt, sie zu interpretieren. vielleicht geht es immer nur um sprachen, die wir verstehen, weil wir sie lernen?
johanna griff das prinzip später auf, und ließ sich und mich eine karte zeichnen von dem, woran wir uns erinnern und woran wir uns nicht erinnern. ich war überraschend schnell drin in den großen themen, ich kann mich wirklich nicht mehr an die übergänge zwischen usa und deutschland erinnern, an die flüge nicht, an das landen nicht, das bewegt werden eben, ich kann mich nicht mehr daran erinnern, warum ich bei ••••••• mitgemacht habe oder warum ich •••••••••••, aber ich erinnere mich daran, warum ich dann doch •••••••••, und wie ich mich ••••••••••, und dass ich schmuck gemacht habe.
das hand heben für die tränen kam aus dem stück crybaby.
und den englischen teil postete ich in unseren gruppenchat von weird wondrous world, in dem wir spannungen benennen und manchmal geheimnisse teilen.