GEDICHTweichheit!
wie du mich nennst
wie du dich nennst.
wie du atmest und
wo ist deine zunge
wenn du still bist.
weich! wie
du bist und wo
ich dich finde und wo
du mich findest.
festigkeit!
wie weit du bist
wie du meine ferse
meine suche
meine zehen findest.
magst du wie ich dich halte
magst du meine hand
an deinem hals
magst du gestreichelt
werden.
BERICHTIch wachte auf von dem Lärm eines Kampfes zwischen Krähe und Taube, vielleicht wieder eine Nestzerstörung, als ich beim Fenster war, sah ich nur noch viele schwebende Federchen. Das Geflatter der Flügel hatte wie Plastikfolie geklungen. Und als ich mehrere Stunden später aus dem Fenster schaute, sah ich die Stare und die Spatzen zwischen den Federflusen umher hüpfen und sich freuen über neues, weiches Nistmaterial. In der Stadtteilgruppe findet jemand einen Mauersegler auf dem Boden und fragt, wie damit umgehen, und sichert ihn dann nach Anleitung in einem Karton auf dem Balkon über Nacht und bringt ihn am nächsten Tag zur Tierärztin.
Das ist die Übung gerade: Momente heilig sein zu lassen, sie organisch wachsen und sich verbinden lassen, ohne eine Religion daraus zu konstruieren.
Das Freundi erfindet den Begriff Internetstückchen und seitdem nenne ich Websites konsequent nur noch genau so, und das Freundi fragt, welche Struktur meine Gedanken haben.
(Welche Struktur haben deine Gedanken?)
Meine sind in Wolkenform, darauf komme ich schließlich, sie sind organisch verbunden und in Bewegung, voller Sporen und Dreck und oft ungreifbar groß, formen sich immer wieder neu, unterliegen einer eigenen Kreislauflogik; wenn sie zu schwer werden, regnen sie ab.
Ich versuche mich nicht an Vollständigkeit. Ich versuche mich an Wolken.
Ich nehme mit, dass wir uns Bilder und Lieder und Gedichte und Wissen und Fragen schenken, dass das aufrichtige Geschenke sind und vielleicht die schönsten.
Und draußen ist es schön, hell und lau und ruhig, und ich stehe eine Weile in der Dämmerung auf den Stufen vor der Tür und denke, wie so oft, über Porches nach, die überdachten Räume vor Hauseingängen, die ich vor allem aus den USA kenne, dorthin gelangt auf Schwarzen Rücken; was für ein gutes Konzept von halbschattiger Öffentlichkeit das ist, wie viel Sinn das an warmen Tagen macht, wie schön das wäre, auf diese Art mehr miteinander zu teilen (ich wünsche mir eine Nachbarschaft voller Porches); vielleicht sind meine Briefe ein bisschen eine Porch, a PRACTICE of PORCH.
EXPERIMENTEEine Kundin schreibt mir: Und, wie fühlt es sich an, mit deinen Angeboten in Rente, die dich so lange begleitet haben? Ist es schon bei dir angekommen? Ist es wie nach dem Haareschneiden vielleicht? Man fühlt sich zwar ein bisschen anders, aber denkt nicht dran und dann sieht man sich plötzlich im Spiegel und denkt, huch!
Ich notiere zu meiner Arbeitsverwandlung: I am being RECKLESS and I love it and I need it. Ich bin behutsambestimmt geworden, ich bin mutig geworden. Ich bin nah am Leben dran. Ich weiß, dass es Risiken braucht. Ich verschicke wöchentlich Briefe.
Ich hirnschwappe am Schreibtag: Ich brauche heute Halt von meiner Arbeit, die Erinnerung an die Menschen, mit denen ich zusammen arbeite und die Erinnerung daran, dass ich da etwas Nützliches tue, dass das relevant ist für die Leben der anderen Menschies, dass wir da gemeinsam drin stecken, dass wir wichtig sind füreinander, auch auf längere Sicht, dass wir eine Art von Commitment spüren und fühlen füreinander, dass wir einander halten. Ich brauche meine Arbeit als Erinnerung daran, dass und wie vieles ich selbst bestimmt und vor allem, schöner, wichtiger, selbst gestaltet habe, wie viele Teile meines Lebens bewusste Behälter sind, in denen Schönes und Wichtiges zusammen kommen und entstehen darf.
Wolkenhände und inneres Wetter sind jetzt eigene Notizen.
Ich baue an dem neuen Internetstückchen mit Eleventy und PagesCMS, und auch das ist eine gute Art von Aufregung, und von der werde ich noch berichten.
VERFLECHTUNGENDas Freundi schickt ein Bild von der Reise, es ist ein gemaltes Bild, auf dem Menschen sich entkleiden und nackt in einem See baden, es sieht nach einem warmen aber regnerischen Tag aus. Um den See herum sind im Bildrand Alltagsgegenstände, Werkzeuge und Werkstücke zu sehen, und der Satz: NOTHING LASTS BUT NOTHING IS LOST.