GEDICHTyou feel

like family

ist in diesem fall

eine liebes

erklärung

would you

call me if you

were in pain

ist in diesem fall

eine offene

frage

 

BERICHTBonsais sind einfach die seltsamsten Dinge, ich kann sie in einem Moment völlig entzückend finden, den Reiz der Miniaturwelt verstehen, der anspruchsvollen Pflege, der totalen Zivilisation, des Handwerks, oder ist es eine Kunst, dieses Kultivieren; im nächsten Moment bin ich fassungslos, dass es so etwas überhaupt gibt, wie sehr das ein Abbild unseres Zwingens ist, der Gewalt, die auch in unserer Spielfreude liegt.

Ich übe, die Komplexität von allem beizubehalten, und es nicht absichtlich weiter zu verkomplizieren. Das hier wäre zu groß, das hier wäre zu eng, das hier ist die Mitte. We have absolutely no shape that we have to fill. Ich übe, meinen Lehrer:innen in allen zu begegnen, allen als meinen Lehrer:innen zu begegnen. Ich übe, mich nicht vor allem kümmern zu wollen, sondern mich selber verletzlich zu zeigen. Es ist zu einfach, im Versuch zu helfen, zu unterstützen, zu schützen, versehentlich eine Person kleiner zu machen, als sie ist. Ich übe, anderen ihre Größe zu lassen. Ich will dir nicht deine Werkzeuge aus der Hand reißen. Ich will lernen, welche Werkzeuge du wann verwendest. Ich will lernen, wie ich für dich sorgen darf. Ich will entscheiden und verstehen, wie du für mich sorgen darfst.

Ich übe, anderen ihr Alleinsein zu gönnen.

Der Grashüpfer brachte mich zum Lachen, der als blinder Passagier aus dem Garten bis ins Atelier mitgefahren war auf meinem Kopf, der auf meiner Hand saß, nachdem ich mir durchs Haar gefahren war.

Seit letzter Woche bin ich zum dritten Mal Onte.

Mein Bruder rief früh an einem kühlen Morgen an, ich zog das T-Shirt an auf dem steht: Hier bin ich du hast angerufen, und ging los. Gott behüte deinen Eingang und Ausgang, las ich auf dem Weg zur Klinik als Inschrift über einem Haus.

Und alle strahlen und weinen vor Freude, es ist ein Fest. Planetenaugen hat das Kind, in einem winzigen Kopf, und dunkle Haare, und ist ansonsten eher rot, und wedelt mit den Händen wie die ganzen kleinen Luftdirigenten.

Diese Art von Blutsverwandschaftsmachung ist mir bisher sehr unvertraut. Ich habe mich bisher über andere Arten mit der Welt verwandt gemacht, oder bin auf andere Arten mit ihr verwandt gemacht worden.

(birth is a metaphor of kinship relations)

But we can love each other in these murky waters, we can feel so much here, we can feel so much everywhere.

In meinem poetischen Schutzraum … wachsen Blumen, es ist kein Raum mit Wänden, gar nicht, es ist das Innere eines Busches, es ist ein Versteck, aber eins draußen, in einem Wald oder in einem Garten. Kinder brauchen Verstecke, Kinder müssen manchmal ungesehen sein, Kinder brauchen Ahnungen oder Behauptungen von schönen Geheimnissen. Kinder müssen selber steuern können, ob sie gesehen werden wollen oder nicht.

In meinem poetischen Schutzraum … umgibt mich Wasser. Strömt das Wasser. Steht das Wasser. Kann ich schwimmen. Kann ich atmen. Umgibt das Wasser meine Ohren, und damit höre ich mich selber besser, und die anderen weniger. Ist meine Aufmerksamkeit auf dem Lieben. Ist eine lebendige Stille.

In meinem poetischen Schutzraum … gibt es eine Tür.

Wie einer brüllend durch den Bahnhof ging und ich diese Menschen immer auf eine Art besser verstehe als die, die nicht brüllen, aber ich gehe selber auch nicht brüllend durch den Bahnhof.

Stolz bin ich auf uns, uns alle, die wir hier Tag für Tag weitermachen. Wie die Wolken, hallo Wolken. Und ich fühle zärtlich in viele Richtungen.

 

EXPERIMENTEEXPERIMENT: MEIN NOTIEREN BEOBACHTEN
Beobachten, wann ich versuche, mein tägliches Schreiben als ein Werkzeug zu nutzen, um mich, meine Gefühle und Situationen zu analysieren und zu kontrollieren; und wann ich aus Neugier schreibe, um etwas genauer zu sehen, um eine Frage in ihrem Tempo aufzuwickeln, um einer Textur oder Idee eine Form zu geben. Wann ich schreibe, um etwas zu fühlen, und wann ich schreibe, um meine Gefühle zu steuern.

(Das ist keine so klare Grenze wie ich es zuerst dachte.)

EXPERIMENT: SACKEN LASSEN
Im Januar war ich das erste Mal im Modos Dever, bei einem Konzert einer Bluegrass Band, es war voll und dampfig in den Räumen, und jetzt, sieben Monate später, sind die Modos-Räume ausgeräumt und leer, und ich war wieder bei einem Konzert dieser Band, dieses Mal unter Bäumen in einer kühlen aber halbwegs sommerlichen Dämmerung. Dazwischen ist so vieles passiert, und neben mir saß meine neue Freundin aus der Nachbarschaft und ich kannte einige Menschen um uns und eine Handvoll vom Sehen, diese Gegend fühlt sich inzwischen an wie ein Ort, an dem ich lebe. Und ich will unbedingt diese Energie weiter tragen und uns alle bündeln und neue Räume suchen, und ich spüre gleichzeitig sehr genau, dass ich alles erstmal sacken lassen muss, dass wir nicht nahtlos weiter machen können.

EXPERIMENT: GEDICHTE SCHREIBEN STATT BLOGARTIKEL
Bei der Schreibwoche im September werde ich einen Workshop halten zum Schreiben mit KI. Diesen Workshop bereite ich gerade vor, und weil ich so viel Material habe, will ich einiges schon vorab verschicken. Und was ich zuerst im Kopf als einen langen Blogartikel gedacht hatte, wird jetzt ein Zine, ein Büchlein voller Gedichte oder Gedichtartigem, und allein durch die Rahmung meiner Aufgabe als zu erstellendes Büchlein voller Gedichte entwickelt sich etwas völlig anderes als ich früher entwickelt hätte. Kann ich so viel mehr sagen.

Gedichte als eingeübte und greifbare Form der Welterfahrung und Weltverarbeitung sind und bleiben dringend notwendig, für sie müssen wir kämpfen, sie bringen mehr Zweifel und mehr Fragen in die Welt, sie helfen uns zu fühlen, während wir denken. Blogartikel und Reportagen und Warnungen gibt es genug, um die müssen wir uns nicht sorgen. Bitte packt mehr Gedichte in Ratgeber. Bitte glaubt nicht an den Vollständigkeitswahn, darüber sind wir längst hinweg, wir werden nie alles aufnehmen, geschweige denn begreifen können, wir brauchen möglichst bunte Fitzel, die kleinen Splitter, in denen sich das Große spiegelt, die winzigen Brokkoliröschen, die zeigen, wie ein Baum funktioniert.

EXPERIMENT: PAUSE
Pause

Pause machen, wenn ich müde bin

Einfach alles stehen und fallen lassen und mich hin legen

Wie wäre das

 

VERFLECHTUNGENEva Scheller teilte dieses Zitat von Barbara Köhler: Ich übe das Alleinsein, und ich denke, ich habe es darin schon ziemlich weit gebracht. Ich rede mit der Sprache, manchmal antwortet sie. Manchmal antwortet auch jemand anders. Ich rechne nicht mehr damit, verstanden zu werden. Mathematik ist nicht mein Fach.

Und Kathrin Bach brachte sowohl die poetischen Schutzräume von Lygia Clark ein (in einen unserer Briefe und in die Wir-sind-nicht-alleine-Telko), als auch die Bonsais, über ein Gedicht von Jane Hirshfield.