Liste aus dem Jetzt
Wenn ich zurzeit das Gefühl habe, nichts schreiben zu können, aber dahinter sammelt sich etwas an, das geschrieben werden will (ein Gefühl wie die schwarzen Pigmente der Wasserfarben, die sich auf dem nassen Blatt verteilen), schreibe ich Listen aus dem Jetzt:
- Listen sind ein nach innen Horchen ohne Plan. Freiheit für mich, etwas zu sammeln, ohne Überleitungen oder Überschriften. Freiheit für die Lesenden, selber Bezüge herzustellen oder auch nicht.
- Ich habe Wacholderdrosseln beobachtet. Sie sehen aus wie Turmfalken in Singvogelform. Ich habe kein Foto von ihnen gemacht.
- Der Untergrund, also das Papier, bestimmt stark, wie die Pigmente sich auf dem Blatt bewegen, ob sie Zeit haben, sich zu verteilen, oder sofort aufgesogen werden.
- Inzwischen sind meine Pläne vor allem weiche Behälter, die viel mehr enthalten können, als ich mir zu Beginn ausmale.
- Ich will eine neue Frisur, kann aber noch nicht genau sagen, welche.
- Welcher Autorität fühle ich mich verpflichtet? Das bleibt eine Frage, die ich nicht abschütteln kann.
- Je abstrakter ich träume, umso weicher werden alle Behälter.
siehe auch Hirnschwapp und ein Gedicht ist ein Beutel für ein Gefühl.