Binarität zwischen Eltern und Nicht-Eltern auflösen

Wer profitiert von einer strengen Trennung und von tiefen Gräben zwischen Eltern und Nicht-Eltern?

Wer kämpft dafür, als Eltern wahrgenommen zu werden, wer kämpft dafür, nicht nur als Eltern wahrgenommen zu werden? Wer kämpft dafür, nicht nur als potenzielles Elternteil wahrgenommen zu werden? Und jeweils: warum?

Und wann kämpfen diese Gruppen (versehentlich) gegeneinander?

Ich wünsche mir, dass wir nicht geizig sind mit Begriffen wie „Familie“ oder „queer“. Dass wir sie nicht nutzen, um unsere wackligen Grenzen aufrecht zu erhalten, dass wir andere Wege finden, für uns zu sorgen und bei uns zu sein.

Ich wünsche mir, dass wir Raum dafür haben, dass auch eine Beziehung, die von außen als kinderlos gelesen wird, eine Familie sein kann. Oder eine Beziehung, die von außen als cishet gelesen wird, eine queere Beziehung sein kann. Dass wir verinnerlichen, dass wir nicht sehen, was davor war und nicht, was noch kommen kann. Dass wir verinnerlichen, dass Menschen Strukturen und Prägungen ausgesetzt sind und sich verändern können. Dass wir begreifen, dass Menschen aus unterschiedlichsten Gründen heiraten oder nicht heiraten wollen, sich eigene Kinder oder sich keine eigenen Kinder wünschen, und dass das Leben dann oft nochmal ganz andere Dinge macht.

Ich wünsche mir, dass wir so viel Respekt füreinander aufbringen, dass wir empathisch und stark genug sind, um üben zu können, nicht auf Kästchen und Labels angewiesen zu sein, weder in der Selbstbetrachtung noch in dem Versuch, andere zu verstehen.

Vielleicht lernen wir auch hier das Spektrum sehen, oder das Universum, suchen wir auch hier, wie beim exgendern, klarere Begriffe, die genauer benennen, worüber wir gerade eigentlich sprechen wollen. Zum Beispiel:

Menschen, die Kinder in ihrem Alltag haben
Menschen, die gebären können / wollen
Menschen, die Verantwortung für Kinder im eigenen Haushalt tragen
Menschen, die Verantwortung für Kinder tragen, die nicht mit ihnen im gleichen Haushalt leben
Menschen, die Geburtserfahrung haben
Menschen, die schwanger waren
usw

Vielleicht suchen wir mehr nach den Überlappungen und den gemeinsamen Interessen, brechen wir die Verantwortung wie ein kilometerlanges Brot.

Agnes Martin

I’ve been married a hundred times and I’ve had hundreds of children. This time I asked to be left alone.